Computerspiele sind immer schuld

In den USA gab es vor kurzem einen bestürzenden Fall: Ein paar Jugendliche haben zum Spaß einen Obdachlosen getötet. Wichtig hieran ist: Einer von ihnen hat gesagt, dass dies ungefähr damit vergleichbar sei, ein gewalttätiges Computerspiel zu spielen. Klarer Fall also für Politiker weltweit: “Killerspiele” gehören verboten

Die Situation sieht aber doch anders aus, wenn man sich mit etwas ganz abstrusem befasst: Den Hintergründen dieser Tat. Vor kurzem hat nun die Stiefmutter eines der Täter an Penny Arcade eine E-mail geschrieben. Um es kurz zu machen: Trotz langjähriger Bemühungen hat der Typ sich nie um Schule und andere Sachen geschert. Statt dessen war er gewalttätig und kriminell. Auf der anderen Seite war er aber auch recht manipulativ und schaffte es immer, die Polizei zu überzeugen, seine Eltern würden ihn schlagen.

Mit dieser Geschichte im Hintergrund könnte man sagen: Der Kerl war schon lange vorher verrückt, diese Tat war nur ein Ausdruck davon, und Computerspiele hat er nur erwähnt, um sich wichtig zu machen und anderen die Schuld zu geben. Leider wird dieser Aspekt der Geschichte aber wohl immer ignoriert bleiben.

Das ist nicht nur dort so, bei vielen Fällen, für die Computerspiele verantwortlich gemacht werden, findet man deutlich schwerwiegendere und tiefgreifendere Gründe. So auch bei dem Amoklauf von Emsdetten: Der Abschiedsbrief des Täters, von der Polizei aus dem Internet genommen, aber von Telepolis wieder publiziert, zeigt auch hier einen völlig aus der Bahn geratenen Menschen, der einen Hass auf die ganze Gesellschaft im allgemeinen und seine alte Schule im Besonderen entwickelt hatte. Einen Einfluss durch Computerspiele findet man dort nicht.

Es mag immer sein, dass Computerspiele einen Einfluss auf solche Menschen haben, dass sie ihre Ideen teilweise daher kriegen, und vielleicht dadurch abgestumpft werden. Aber diese Taten wären mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ohne Counterstrike und Co. passiert. Nicht jedes Kleinkind sollte jedes Spiel spielen, und ob die Welt wirklich Spiele braucht, in denen man anderen die Beine abhackt, ist auch sehr fraglich. Aber die Diskussion um dieses Thema sollte sachlich ablaufen, und davon ist sie derzeit sehr weit entfernt.

Geschrieben am 23. Februar 2007 um 16:37

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